Als die Alte Kirche in Diekirch dem Erdenboden gleich gemacht werden sollte ...



Versuchte Denkmalzerstörung im 19. Jahrhundert

oder: Als die Diekircher “Al Kierch“ dem Erdboden gleichgemacht werden sollte.



Viele Ortschaften unseres Landes schmücken sich mit stolzen Baudenkmälern, die zu bekannten Wahrzeichen geworden sind. Was wäre Clerf ohne seine vor fast 100 Jahren, im neo-romanischen Stil erbaute Benediktinerabtei, Vianden ohne das imposante, im 20. Jahrhundert wiedererrichtete Grafenschloss oder Luxemburg-Stadt ohne die pittoreske „Corniche“ mit den Türmen der Kathedrale und dem Zwiebelturm von Sankt Michael?

Auch die Sauer- und Eselsstadt Diekirch hat ihr Wahrzeichen: die frühere Pfarrkirche Sankt Laurentiuskirche (seit 1978 als „monument classé“ unter Denkmalschutz gestellt). Dieses landbekannte Baudenkmal ist zweifelsohne eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste christliche Kultstätte Luxemburgs, welche bis zum heutigen Tage weitgehend erhalten blieb. Ihre Fundamente datieren bekanntlich aus römischer Zeit. Wahrscheinlich nutzen bereits die Kelten diesen Ort als Kultstätte. Experten nehmen allgemein an, dass das Bauwerk spätestens seit der Merowingerzeit ein christliches Gotteshaus war.


Regionale Bedeutung der „Al Kierch“


Der Ortsname Diekirch lässt sich aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Althochdeutschen „Thiot – diet“ ableiten. Das bedeutet soviel wie „Volk oder Bevölkerung“. Verschiedene Historiker vertreten die Ansicht, dass man den Namen zerlegen muss in „Diet“ und „Kirche“ : was soviel wie Volkskirche bedeutet. Diese Bezeichnung weist auf die Wichtigkeit des Gotteshauses hin, welches ursprünglich Sitz einer Pfarregion war. Die Größe des Territoriums sowie das Patrozinium des römischen Märtyrers Laurentius lassen darauf schließen, dass die Pfarrei als eine der ältesten des Landes anzusehen ist. Der Name Diekirch („Diecirke“) wurde zum ersten Mal im Jahre 1182 in einer Urkunde erwähnt.

Die Einrichtung eines christlichen Gotteshauses geht auf die Zeit des 7. Jahrhunderts (Merowingerzeit) zurück. Damals wurde im bestehenden Gebäude aus der Römerzeit ein Altar an der Ostseite gebaut. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts legte man einen Friedhof um die Kirche. Dieser bestand bis ins 18. Jahrhundert hinein.

Um das Jahr 1000 errichtete man eine halbkreisförmige Apsis im Osten. Erst im 12. Jahrhundert entstand der imposante Turm mit Eingangshalle im Westen. Die Umwandlung in einen zweischiffigen, gotischen Bau geht auf das Jahr 1467/68 zurück. Um 1563 wurden Instandsetzungs- oder Verstärkungsarbeiten durchgeführt.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrmals um- und ausgebaut, sie fiel Bränden zum Opfer (so zum Beispiel im Pestjahr 1634, also am Vorabend des spanisch-französischen Krieges, welcher hierzulande die schlimmsten Greuel mit sich brachte, und am 6. Mai 1754), wurde bei schlechter Witterung als Markthalle genutzt und diente dem ortsansässigen „Lokalverein“ als Abstellmöglichkeit für Jauchefässer.


Oktober 1879: Erster Abriß-Versuch


In der Tat, während einigen Jahren musste das ehemalige Gotteshaus als Schuppen zum Unterstellen von Ackergeräten herhalten. Ende des 19. Jahrhunderts, einige Jahre also nach der Einweihung der neuen Dekanatskirche (1869), die neben dem früheren Franziskanerkloster auf der „Kluuster“ im neo-romanischen Stil errichtet worden war, sollte das Wahrzeichen Diekirchs abgerissen werden.

In der Tat, zweimal, nämlich am 31. Oktober 1879 sowie am 9. Januar 1897, hatten die Gemeinderäte die Niederlegung der alten Laurentiuskirche beschlossen. Vierzehn Tage nach der ersten Abstimmung hatte Notar W. Meyer folgende Versteigerung bekanntgegeben: „Am Samstag, 15. November 1879 um 2 Uhr nachmittags lässt die Stadtverwaltung von Diekirch dahier im Stadthaus die Materialien der alten Kirche auf Borg versteigern. Als besondere Bedingungen der Versteigerung muß der Ansteigerer der Kirche innerhalb drei Monate vom Tage der Genehmigung des Zuschlags ab dieselbe auf seine Kosten niederreissen lassen.“


1880: Die Bürger setzen sich zu Wehr


Dank der Gründung eines Interessenvereins und dem Einschreiten der Regierung konnte die Abtragung der alten Diekircher Pfarrkirche, die übrigens der merkwürdigen Gruppe spätgothischer, zweischiffiger Hallenkirchen angehört (man denke auch an die Trinitarierkirche zu Vianden oder die Longsdorfer Markuskapelle), verhindert werden.

Anfang Oktober 1880 hatten mehrere Bürger in einem Brief an den Schöffenrat vorgeschlagen, die „Al Kierch“ zu erhalten und sie renovieren zu lassen. Sie wussten ihren Vorschlag für den Erhalt des über 1500 Jahre alten Gotteshauses folgendermaßen zu begründen: „Geehrter Herr Bürgermeister! Unterschriebene Bürger der Stadt Diekirch haben mit Erstaunen vernommen, dass der Gemeinderat den Entschluß gefasst hat, die alte Kirche abzureissen. Wir haben in der Diekircher Zeitung gelesen, dass in der Sitzung des Gemeinderats, in welcher diese Frage verhandelt wurde, bloß 9 Mitglieder gegenwärtig waren, dass der Beschluß mit 5 Stimmen gegen 4 angenommen wurde, dass also von 11 Gemeinderatsmitgliedern sich bloß 5 für das Abreissen der Kirche ausgesprochen haben und es also nicht sicher ist, ob in dieser wichtigen Frage eine Majorität besteht oder nicht. Wir erlauben uns Ihnen zu bemerken, dass das Abreißen der alten Kirche der Gemeinde wenigstens die Summe von 2.000 Franken kosten würde. Wir sind also der Meinung, diesen Bau bestehen zu lassen und zu etwas anderem zu verwenden. Wenn man sieht, wie auf unseren Wochenmärkten die Frauen, welche Butter, Eier, Gemüse und Wildbret feilbieten, der Hitze, dem Regen, dem Schnee und der Kälte ausgesetzt sind, so liegt der Gedanke nahe, ob man nicht die alte Kirche zu einem Butter- und Gemüsemarkt benutzen könne. Zu diesem Zweck könnte man die Sakristei wegfallen und den Rest der Kirche reparieren lassen, welche im Ganzen keine 200 Franken kosten würde. Außerdem bliebe der Turm noch als eine Verschönerung der Stadt. Wir bitten Sie also diesen Vorschlag dem Gemeinderat vorzulegen, denn wir sind überzeugt, dass derselbe im Interesse der Stadt Diekirch ist. Diekirch, den 11. Oktober 1880.“ (45 Unterschriften)


Historische Lüge


Die dringendsten Reparaturarbeiten sollten jedoch erst um die Jahrhundertwende erfolgen. An dieser Stelle sei mir ein kleiner Zeitsprung ins Jahr 1912 erlaubt. Damals nahm Staatsarchitekt Charles Arendt – ein großer Bewunderer von Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc (1814-1879), dem französischen Denkmalschützer, Kunsthistoriker und Architekten, welcher als « Inspecteur général des Monuments Historiques » Berühmtheit durch seine Restaurierungen mittelalterlicher Bauwerke und seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Architekturgeschichte erlangte - Renovierungsarbeiten vor und ließ an der Nordwestecke ein kleines, rundes Türmchen anbauen (1913).
 

Jos Herr schreibt in seinem Buch über Diekirch, dass Arendt bei dieser Gelegenheit folgende Inschrift ins Türmchen eingravieren ließ: „Constr. ante annum 1100, reconstructa anno 1912“. Diese „irreführende Inschrift“ wurde im Jahre 1982 gelegentlich der Erneuerungssarbeiten beseitigt.

Ähnliches gilt übrigens für das Chorfenster, das seit Juni 1999 (größtenteils) von der Seifert-Orgel verdeckt wird. Auch dieses Fenster wurde auf Wunsch von Charles Arendt im (neo-)gotischen Stil nachgebaut. Arendt ging davon aus, dass diese zusätzliche Öffnung den
Chorraum auf „ideale“ Weise aufwerten und erhellen würde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man also noch spezielle, wenn nicht sogar sonderbare Vorstellungen, wenn es um die
Restaurierung bzw. den Wiederaufbau historischer Denkmäler ging. Denn sowohl das gotische Chorfenster als auch das erwähnte Türmchen waren eine reine Erfindung. Beide waren schlicht und einfach der Fantasie Charles Arendts entsprungen. Folglich handelt es sich um eine historische Lüge.

Heutzutage wäre dies unmöglich, denn jedes staatliche Restaurierungsprojekt ist den Bedingungen der internationalen Carta von Venedig (1964) unterworfen. Dieser grundsätzliche Text hält nämlich fest, dass Denkmäler, die eine geistige Botschaft der Vergangenheit übermitteln, für die Gegenwart lebende Zeugen der jahrhundertealten Traditionen der Völker darstellen. 
Artikel 9 der Carta geht genauer auf das Thema der Restaurierung ein. Diese komme immer der Charakter einer ausnahmsweisen Maßnahme zu. Ihr Ziel sei es, die ästhetischen und historischen Werte zu erhalten und aufzudecken. Sie gründe sich auf die Respektierung des alten Originalbestands und auf authentische Urkunden.

Sie findet dort ihre Grenze, wo die Hypothese beginnt: Dort, wo es sich um hypothetische Rekonstruktionen handelt, wird jedes Ergänzungswerk, das aus ästhetischen oder technischen Gründen unumgänglich notwendig wurde, zu den architektonischen Kompositionen zu zählen sein und den Charakter unserer Zeit aufzuweisen haben. Vor Inangriffnahme und während der Restaurierung werden stets kunstwissenschaftliche und historische Untersuchungen anzustellen sein.

Die „Al Kierch“: Eine „Pesthöhle“!?


Doch zurück zu unserem eigentlich Thema, der versuchten Denkmalzerstörung. Bevor die ehemalige Pfarrkirche Sankt Laurentiuskirche definitiv und offiziell als Baudenkmal erhalten blieb, lieferten sich die Gegner und Befürworter der Restauration heftige Wortgefechte.

Im Februar 1897 druckte der „Landwirt“ einen Leserbrief ab, in dem ganz deutlich Partei für die Niederlegung der alten Kirche ergriffen wurde. Der anonyme Schreiber, welcher sich, ähnlich dem Interessenverein um das Wohl der Marktbesucher zu sorgen schien, argumentierte in die entgegengesetzte Richtung: : „Ein ganzer Stadtteil wird durch die Abtragung der Kirche assainiert und gewinnt an Werth. Wer hat die Menschenüberfüllung, die Freitags auf dem Buttermarkte herrscht, noch nicht gesehen; dieses Hin- und Herdrücken; die Gefahr, die Personen dort laufen, von Fuhrwerken angerannt oder überfahren zu werden. Dieses alles wäre aufgehoben, wenn die Leute einen Teil des Platzes, den heute noch diese „Pesthöhle“ einnimmt, nutzen könnten. Das Gebäude dient ... dem Lokalverein als Geräteschuppen und wird derselbe den Verlust dieses Schuppens wohl verschmerzen können; es wird sich schon einen andern ordentlichen Platz für die Vereinsgeräte finden.“

Und einige Zeilen weiter bemerkte der Abriss-Befürworter, dass die Niederlegung der Laurentiuskirche „eine Wohltat für einen ganzen Stadtteil“ sei und er empfahl, an diesem Ort „einen schönen freien Platz zu bilden.“ Übrigens gereiche es seiner Meinung nach den Stadtvätern zur Ehre, „das Todesurteil über dieses alte, abscheuliche und baufällige Gebäude (!!!) gesprochen zu haben, das gewiss heute nicht mehr zur Stadtverschönerung beiträgt und keines Geld wert ist, restauriert zu werden.“


Januar 1897: Der Stadtrat beschließt den Abriss


Am 9. Januar 1897, also einen Monat ehe dieser Brief veröffentlicht wurde, hatte der Stadtrat seinen Entschluss, das Bauwerk dem Erdboden gleich zu machen, mit folgenden Worten gerechtfertigt: „ ... l'ancienne église .. n'est plus utilisée et ... son état de vétusté ne permet non plus d'en tirer un parti comme bâtisse. Considérant que le projet déjà discuté en conseil de construire des salles d'école dans les dépendances de l'Hôtel de Ville rendra indispensable la démolition de l'église pour obtenir aux abords des écoles une place de récréation pour les élèves et pour assainir tout le quartier; considérant que la construction de salles d'école pour les garçons s'impose impérativement pour pouvoir affecter aux besoins du gymnase et du pensionnat y attaché des locaux qu'ils occupent dans l'ancienne caserne; le conseil communal décide à la majorité de 7 voix contre 3 de faire démolir l'église et par 6 voix contre 4 de faire également démolir la tour. »


Herbst 1898: Charles Arendt verhindert den geplanten „Vandalismus“


Bevor es aber zum geplanten Abriss kommen sollte, funkte das Innenministerium dazwischen und schlug vor, das ganze Vorhaben noch einmal in aller Ruhe zu überdenken. Staatsarchitekt Charles Arendt, welcher sich vehement für den Erhalt der Alten Kirche eingesetzt hatte, wies in einem Brief an Jules Vannérus auf den archeologischen und kunsthistorischen Wert der Laurentiuskirche hin: "C'est grâce à moi - bemerkte Arendt - que l'église est encore debout. Il y a une dizaine d'années, Monsieur l'échevin Mergen, habitant à côté et désireux de dégager sa maison, avait fait prendre une délibération par le conseil communal décrétant la démolition du vénérable monument, sous prétexte qu'il menaçait ruine et que l'emplacement pourrait être utilisé comme place de récréation d'une nouvelle maison d'école à ériger dans le fond. Dès que j'ai eu vent de cette inqualifiable décision, j'ai lancé plusieurs articles de journaux dans lesquels j'ai protesté énergiquement contre le vandalisme projeté. J'y fis appel aux sentiments de piété et de patriotisme local des bourgeois de Diekirch et fis ressortir en même temps la valeur archéologique de l'édifice si bien que le gouvernement refusa son accord à la susdite délibération et me chargea d'aller examiner le monument en présence de l'autorité locale. Alors l'affaire était sauvée, non sans peine car le dit M. Mergen continua ses égoïstes exigences, et il fallait même faire confirmer mes vues par M. Tornow, architecte de la cathédrale de Metz."

Am Nikolaustag 1898 teilte der Generaldirektor für öffentliche Arbeiten mit, er hätte sich aufgrund vorliegender Gutachen zweier ausländischer Experten (Tornow und Helbig) entschieden, die Kirche restaurieren zu lassen und würde deshalb ein Subsid gewähren.


September 1899: Die Gemeinde lenkt ein


Daraufhin beschloss der Stadtrat Mitte September 1899 dem inzwischen gegründeten Interessenverein zur Erhaltung und Restauration der alten Kirche dieselbe zu überlassen, "sowie die diesbezüglich von der Regierung zur Verfügung gestellten Subsidien, unter der Reserve, dass die Gemeinde Eigentümerin des Gebäudes bleibt, ohne irgend eine Verpflichtung für die Ausbesserung zu übernehmen."

Die Entscheidung des Stadtrats wurde im "Registre des délibérations du conseil communal" der Stadt Diekirch vom 14. September 1899 mit folgenden Worten begründet: "Considérant que Monsieur le Directeur général des Travaux publics par sa dépêche du 6 décembre 1898 ... est d'avis de conserver le dit bâtiment, ne s'est pas prononcé sur la proposition de cession offerte par la Ville, mais s'est déclaré disposé à accorder à celle-ci des subsides pour l'aider à payer les dépenses d'entretien et de réfection du dit bâtiment; considérant qu'entre temps, il s'est constitué en cette ville une association qui voudrait se charger de la restauration de l'ancienne église pour être rendu au culte et que son comité par sa requête en date du 18 mars 1899 a demandé à ces fins la remise du bâtiment en question à la disposition du Verein ... Le conseil communal, se désintéressant entièrement du projet de restaurer l'ancienne église au fin d'être rendu au culte, décide à l'unanimité que l'ancienne église est remise à la disposition de l'association susdite aux fins indiquées dans sa requête susvisée et que le subside que le Gouvernement a déjà accordé et ceux qu'il accordera à l'avenir seront remis au comité du Verein à charge d'en rendre compte chaque année avant le 1er octobre en quadruple exemplaire ... . Il est bien entendu que la commune restera toujours après comme avant propriétaire du bâtiment et qu'elle n'assume aucune obligation du chef des travaux de réfection et de restauration en projet."

Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs (der Kirchturm musste nämlich auf schnellstem Wege repariert werden), genehmigte die zuständige Oberbehörde diesen Gemeinderatsentscheid nicht. Daher beschloss der Stadtrat am 19. Oktober 1899 einstimmig seinen Beschluss vom 14. September rückgängig zu machen. Die Reparaturarbeiten des Turmes sollten zu Lasten der Gemeindekasse ausgeführt werden, "aber nur bis zur Höhe des vom Staat gewährten Subsides und zwar von 1200 Franken."

Erinnern wir noch daran, dass Dr Glaesener zwischen dem 25. August und dem 1. Oktober 1899 im LANDWIRT einige Artikel zur Geschichte der Pfarrei und der alten Pfarrkirche von Diekirch veröffentlicht hatte, um die Bürger der Stadt für den Erhalt des historischen Denkmals zu sensibilisieren. "Je n'ai fait cette publication que pour ramener un peu l'attention des vieux bourgeois de Diekirch sur leur vieille église et pour stimuler un peu leur velléité de reconstruction", präzisierte Dr Glaesener.

Und am 7. Oktober 1899 schrieb er an Jules Vannérus: "Quant aux inscriptions tumulaires que vous recommandez à ma sollicitude, je crains bien qu'il ne reste plus grand chose à conserver. Dans les derniers temps, l'église a servi de remise pour les instruments aratoires du Localverein agricole de Diekirch et vous comprenez que ces bons paysans, en sortant et en rentrant ces engins souvent très lourds tels que rouleaux et voitures à purins, n'ont pas fait attention qu'ils foulaient les pierres tombales de leurs ancêtres."

August 1910: Mentalitätswandel


Einige Jahre später hatte sich die Einstellung der Stadtväter grundlegend verändert, denn am 6. August 1910 waren sie einstimmig der Meinung, dass die frühere Pfarrkirche in Zukunft wieder zu religiösen Zwecken genutzt werden solle und dass man sogar auch ein Museum darin einrichten könnte.

Dabei wurden folgende Gründe in Erwägung gezogen: " ... l'église mérite en tout cas d'être conservée; ... le bâtiment a été restauré et se trouve aujourd'hui dans un état convenable; ... il sert de nouveau au culte, mais à des occasions rares; ... éventuellement sa désaffectation ne rencontrerait pas de difficultés; ... dans ce cas, on y pourrait aménager un musée régional ou local; ... il y a lieu de prendre une décision à ce sujet avant de décider dans quel sens on dirigera la restauration respectivement la mise en état de l'ancienne église à Diekirch; en 1897, il s'était formé à Diekirch un comité privé dont la mission était de procéder à la restauration de l'ancienne église et de faire des démarches pour que cet édifice soit rendu au culte; ... ce comité, sous la haute surveillance du conseil communal et de l'autorité supérieure, a procédé à la restauration moyennant des dons privés et des subsides accordés par l'autorité supérieure; ... par la suite, aux voeux unanimes de la population urbaine, cet édifice a été rendu au culte; ... tous les vendredis on y célèbre des services religieux et notamment ceux attachés à des donations (fondations); ... l'idée de la désaffectation rencontrerait les plus grandes difficultés et une résistance opiniâtre de la population."

Am 28. September 1912 wurde - wie bereits oben erwähnt – entschieden, ein kleines Türmchen an der Nord-West-Seite zu errichten. "Vu les plans et devis élaborés par M. le Conseiller communal Knepper pour la restauration de l'ancienne église Saint-Laurent, après discussion et délibération, par sept voix contre deux, décide de faire exécuter immédiatement la restauration de la petite tourelle ... au montant de 1200 francs et de réserver la question de l'exécution des autres travaux prévus au devis à une époque ultérieure."

Dabei hatte man sich auf die bereits oben erwähnten, ungerechtfertigten Überlegungen von Charles Arendt gestützt. Dieser war davon ausgegangen, dass hier in früheren Zeiten ein kleiner, rundlicher Turm gestanden habe. Später stellte sich jedoch heraus, dass diese Hypothese falsch war.

Die Kirche Sankt Laurentius in Diekirch ist und bleibt eines der schönsten Überbleibsel mittelalterlicher Baukunst hierzulande. Seit die ortsansässigen „Amis de l’Orgue“ hier im Jahre 1999 eine Seifert-Orgel errichteten, welche im Dienst des „Conservatoire du Nord“ steht und an der mittlerweile um die 20 Schüler unterrichtet werden, ist nicht nur wieder zur Touristensaison Leben in das alterwürdige Gotteshaus gekehrt.

Auch während der schlechten Jahreszeit finden hier Unterricht und Konzerte statt. Wenn man sich dann der außergewöhnlichen Akustik des Raums bewußt wird, dann kann man nur den Kopf über unsere Vorfahren schütteln, welche uns um dieses Monument „berauben“ wollten.

Später Dank an Charles Arendt


Über tausend Jahre lang war die Kirche auch Grabstätte und wurde von einem Friedhof umgeben. „Peut-on imaginer une cohabitation plus étroite des vivants et des morts ou un espace plus réduit pour la communion des saints! Saint-Laurent illustre d’une façon éclatante la présence de l’Eglise dans la société des l’Ancien Régime et la mainmise qu’elle exerçait à tous les niveaux.“, schrieb Prof. Alex Langini 1996 treffend.

Und dann lobte er Charles Arendt, dank dessen Engagement die ehemalige Pfarrkirche der heutigen Welt erhalten bleiben konnte, und erinnerte noch einmal an das Desinteresse der Bevölkerung an ihrer „Al Kierch“: „Méprisée par la population locale et ses élus, les pionniers de la conservation et de la restauration des monuments historiques l’ont sauvée de la démolition. Très tôt, Charles Arendt, qualifié parfois de „Viollet-le-Duc luxembourgeois“, y a exercé ses talents. Sans son engagement, ce témoin extraordinaire du passé ne nous serait peut-être pas parvenu.“ schließt Alex Langini.


André Bauler

(Dieser Artikel wurde in der Dezember-Nummer 3/2005 des „De Cliärrwer Kanton“ veröffentlicht. >> www.dck.lu)

Quellennachweis:

* Charles ARENDT, Diekirch und seine alte Pfarrkirche, in: Hémecht, Nr 11, 15/03/1905
* Jos HERR, DIEKIRCH, Bevölkerung und Verwaltung, Imprimerie du Nord, Diekirch, 1960
*Alex LANGINI, Deux joyaux architecturaux, L’église des Trinitaires à Vianden et l’église Saint-Laurent à Diekirch, 1996, in: Nos Cahiers, II/96
* J.P. GLAESENER, Notizen zur Geschichte der Pfarrei und der alten Pfarrkirche von Diekirch, in: LANDWIRTH, erschienen vom 25. August bis zum 1. Oktober 1899 (Nr 97-112)
* Registre des délibérations du conseil municipal des: 31 août 1877, 19 novembre 1887, 3 décembre 1887, 15 avril 1897, 8 mai 1897, 24 mars 1906, 2 janvier 1909, 26 juillet 1913