Josef Still am 16. Mai 2009 in Diekirch


ORGELKONZERT - JOSEF STILL (TRIER)

Samstag, den 16. Mai 2009 - 20h00 - Vieille Eglise St. Laurent
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PROGRAMM:

 

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)

Grave-Adagio aus der Sonate II in c-Moll

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Fuge Es-Dur (aus BWV 552)

 

Johann Sebastian Bach

Orgelchoral „Schmücke dich, o liebe Seele“ BWV 654

 

Johann Sebastian Bach

Praeludium und Fuge a-Moll BWV 543

 

„Pausenstück“:

Felix Mendelssohn-Bartholdy

Allegretto F-Dur aus der Sonate IV in B-Dur

 

Johann Sebastian Bach

Passacaglia und Fuge c-Moll  BWV 582 

 

Johann Sebastian Bach

Pastorale F-Dur BWV 590

 

Johann Sebastian Bach

Toccata und Fuge d-Moll BWV 565

 

Felix Mendelssohn-Bartoldy

Variationen « Vater unser im Himmelreich »

Aus der Sonate VI in d-Moll

 

 

JOSEF STILL

geboren 1959 in Deggendorf an der Donau, studierte ab 1979 an der Staatlichen Hochschule für Musik in München die Fächer Katholische Kirchenmusik und Konzertfach Orgel bei den Professoren Gerhard Weinberger und Franz Lehrndorfer. Ein Aufbau-Studiengang Konzertfach Cembalo bei Prof. Hedwig Bilgram wurde mit einem Meisterklassenkonzert im Jahr 1987 beendet. 1983 begann seine Tätigkeit als Kirchenmusiker und Dekanatskantor in Neu-Ulm. Seit 1994 ist er Domorganist an der Hohen Domkirche Trier und Orgelsachverständiger für das Bistum Trier. Bekannt wurde er auch durch zahlreiche Konzerte als Organist und Cembalist, sowie durch Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen.

   

Felix Mendelssohn-Bartholdy zum 200. Geburtstag

Das Leipziger Bach-Konzert von 1840

   
„Am Donnerstag habe ich hier in der Thomaskirche ein Orgelkonzert gegeben, von dessen Ertrag der alte Sebastian Bach einen Denkstein hier vor der Thomasschule bekommen soll. Ich gab’s solissimo und spielte neun Stücke und zum Schluss eine freie Fantasie. Das war das ganze Programm. Obwohl ich ziemlich bedeutende Kosten hatte, sind mir doch über 300 Thaler rein übrig geblieben...“
Dies schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy vier Tage nach seinem Leipziger Orgelkonzert vom 6. August 1840 in einem Brief an seine Mutter. Die Absicht, ein weiteres Orgelkonzert zu geben, verwirklichte er nicht. Das restliche Geld für den Denkstein brachte Mendelssohn durch zwei andere Konzerte auf, die erste Leipziger Aufführung der Matthäus-Passion seit Bach in der Thomaskirche am Palmsonntag 1841 und das Konzert am 23. April 1843, dem Tag der Enthüllung des Denksteins, im Saal des Gewandhauses.

Die Orgel der Thomaskirche, auf der Mendelssohn sein Konzert spielte, existiert heute nicht mehr. Sie wurde im Jahre 1889 abgerissen. Nähere Beachtung verdient Mendelssohns Programm. Anders als in heutiger Konzertpraxis brachte man zu Beginn des 19. Jahrhunderts überall dort, wo Musik dargeboten wurde, Zeitgenössisches zu Gehör.

Unter den Zuhörern des Mendelssohnschen Orgelkonzertes war Robert Schumann. Dieser schätzte die Zahl der Besucher auf 400 bis 500 und schrieb danach in der Neuen Zeitschrift für Musik: „…Wie Mendelssohn das königliche Instrument Bachs zu handhaben versteht, ist schon anderweitig bekannt; und dann waren es lauter köstliche Kleinodien, die er gestern vorlegte, und zwar in herrlichster Abwechslung und Steigerung, die er nur zu Anfang gleichsam bevorwortete, und zum Ende mit einer Phantasie beschloss.

Nach einer kurzen Einleitung spielte er eine Fuge in Es-Dur, eine gar prächtige auf drei sich über einander aufbauende Gedanken, hierauf eine Phantasie über den Choral “Schmücke dich o liebe Seele“, ein unschätzbares, seelentiefstes Musikstück, wie es irgend einem Künstlergemüth entsprungen, sodann ein groß-brillantes Präludium mit Fuge in A-Moll, beide sehr schwierig auch für Meister auf der Orgel.

Nach einer Pause folgte die Passacaille in C-Moll, 21 Variationen, genialisch genug ineinander gewunden, dass man nur immer erstaunen muss, auch von Mendelssohn vortrefflich in den Registern behandelt, nach diesen eine Pastorella in F-Dur, wie nur irgend ein Musikstück dieses Charakters in tiefster Tiefe gedacht werden kann, der sich dann eine Toccata in D-Moll mit Bach’isch-humoristischem Präludium anschloss. Den Schluss machte eine Phantasie Mendelssohns, worin er sich denn zeigte in voller Künstlerglorie; sie war auf einen Choral,‘irr‘ ich nicht, auf den Text “O Haupt voll Blut und Wunden“ basiert, in den er später den Namen Bach und einen Fugensatz einflocht, und rundete sich zu einem so klaren, meisterhaften Ganzen, dass es gedruckt ein fertiges Kunstwerk gäbe. Ein schöner Sommerabend glänzte zu den Kirchenfenstern herein; außen im Freien wird noch mancher den wunderbaren Klängen nachgesonnen haben, und wie es doch in der Musik nicht größeres gibt, als jenen Genuss der Doppelmeisterschaft, wenn der Meister den Meister ausspricht. Ruhm und Ehre dem alten wie dem jungen!“

Im heutigen Diekircher Orgelkonzert werden an den Stellen, da Mendelssohn improvisierte, Sätze aus seinen Orgelsonaten erklingen. Auch die Konzertpause von 1840 wird ausgefüllt durch ein Allegretto aus einer der Sonaten.